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Touch und Sehbehinderung sind kein Widerspruch mehr

So schön elegante Glasfronten auch sind, so modern Multitouch, farbige Displays und Gestensteuerungen auch daherkommen, für einen Personenkreis ist die Entwicklung hin zu mehr Touch und Grafik schlicht eine Katastrophe: Menschen mit Sehbehinderung können die schöne neue Welt praktisch kaum nutzen.  

A: Wie lässt sich Haptik auf glatte Glasoberflächen bringen?

In das Deckglas, beispielsweise chemisch gehärtetes Aluminiumsilikatglas, auch unter dem Markennamen „Gorilla-Glas“ bekannt, sind deutlich fühlbare Elemente eingeschliffen, also etwa Fingerführungen, Slider, Drehräder etc. Damit ist der erste Schritt einer „blinden“ Bedienung realisiert: Auch ohne hinzusehen, wissen die Finger, wo sie sind.

B: Gibt es Möglichkeiten für ein haptisches Feedback?

Ja. Die „gute alte Knackfrosch-Tastatur“ lässt sich ganz gut simulieren. Dazu wird, z.B. über Piezo-Aktoren, die Glasscheibe in definierte Schwingungen versetzt. Die Herausforderung ist hier nicht die Elektronik, sondern die Mechanik. Die Glasscheibe ist ja nicht unendlich groß und an ihren Enden meist durch Rahmen oder Kleber fest eingespannt.

C: Wie sieht es mit dem Lesen aus?

Blinde Menschen können in aller Regel die Braille-Schrift lesen. Diese besteht pro Zeichen aus sechs bis acht kleinen Pins, die entweder flach oder erhaben sind. Damit lassen sich – ähnlich der binären Logik – maximal 256 Zeichen darstellen. Ersetzt man jeden Pin mit einem kleinen Piezo-Aktor und packt eine entsprechende Elektronik dahinter, lässt sich Blindenschrift elektronisch emulieren. Prinzipbedingt erfordern diese Piezo-Pins zwar Durchbrüche im Deckglas; diese können aber dank Präzisionsbearbeitung sehr eng toleriert werden, so dass kaum Staub oder Feuchtigkeit eindringen kann. Eine spezielle Dichtfolie schützt zudem das Geräteinnere.

D: Gibt es bereits Produkte, welche diese Technologien anwenden?

Das französische Technologie-Startup Insidevision aus Grigny, im Süden von Paris, hat es sich zur Aufgabe gemacht, blinden Menschen die Welt des Internets zu erschließen. Die Franzosen haben mit dem insideONE ein Tablet entwickelt, das sehbehinderten Menschen sowohl das Schreiben als auch das Lesen ermöglicht. Letzteres über eine 32-stellige Braille-Anzeige, technisch einem Array aus 32×8 = 256 Piezo-Aktoren.

Firma:
Irlbacher Firmengruppe
Ihr Ansprechpartner:
Günther Irlbacher
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